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Menschenrechte

Frauenrechte

"Declaration of Sentiment"

"Wir halten folgende Wahrheiten für keines Beweises bedürftig: dass alle Männer und Frauen gleich geschaffen sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt sind, dass zu diesem Leben Freiheit und Streben nach Glück gehören, dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen eingesetzt werden, die den Rechtsgrund ihrer Macht aus der Zustimmung der Regierten ableiten. [...]

Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte wiederholter Schädigungen und Übergriffe von seiten des Mannes gegenüber der Frau, die zum unmittelbaren Zweck die Begründung einer Tyrannei über sie haben. [...] Der Mann hat der Frau niemals erlaubt, ihren unveräußerlichen Anspruch auf das politische Stimmrecht auszuüben. [...] Er hat sie gezwungen, sich Gesetzen zu unterwerfen, bei deren Abfassung sie keine Stimme hatte. Er hat ihr Rechte vorenthalten, die man den unwissendsten und entartetsten Männern, Einheimischen und Fremden, gewährt. Indem er sie des vornehmsten Rechtes eines Bürgers, des Wahlrechtes, beraubte und sie ohne Vertretung in den gesetzgebenden Körperschaften ließ, hat er sie allseitig unterdrückt. Er hat die verheiratete Frau, vom Standpunkt des Gesetzes aus, bürgerlich totgemacht. Er hat ihr alles Eigentumsrecht genommen, sogar auf den selbstverdienten Lohn. Er hat sie moralisch zu einem unverantwortlichen Wesen gemacht, da sie ungestraft viele Verbrechen begehen kann, vorausgesetzt, dass sie sie in Gegenwart ihres Mannes begeht. In dem Heiratsvertrag ist sie gezwungen, ihrem Manne Gehorsam zu versprechen, der in jeder Beziehung zu ihrem Herrn wird, indem das Gesetz ihm das Recht verleiht, sie ihrer Freiheit zu berauben und sie zu züchtigen. [...]

Während er sie als verheiratete Frau aller Rechte beraubt, besteuert er sie, wenn sie unverheiratet ist und Vermögen besitzt.[...] Er hat fast alle einträglichen Berufe monopolisiert, und in denen, die sie ausüben darf, erhält sie nur eine kärgliche Bezahlung. Er verschließt ihr alle Wege zu Bildung und Auszeichnung. [...] Er hat ihr die Gelegenheit versagt, sich eine gründliche Bildung anzueignen, indem er ihr alle höheren Schulen verschloss. Er gesteht ihr in der Kirche wie im Staat nur eine untergeordnete Stellung zu. [...] Er hat die öffentlichen Moralanschauungen verwirrt, indem er der Welt ein verschiedenes Sittengesetz für Mann und Frau gab, durch welches moralische Verfehlungen, die die Frauen gesellschaftlich unmöglich machen, bei dem Mann nicht nur geduldet, sondern sogar für ziemlich belanglos gehalten werden. Er hat sich das Vorrecht Jehovas selbst angemaßt, indem er für sich das Recht in Anspruch nimmt, ihren Lebenskreis zu bestimmen, während das doch Sache ihres Gewissens und ihres Gottes ist. Er hat sich in jeder Weise bemüht, ihr Vertrauen in ihre eigene Kraft zu zerstören, ihre Selbstachtung zu verringern und sie willig zu machen, ein abhängiges und unwürdiges Leben zu führen.

Nun, angesichts dieser gänzlichen Knechtung der einen Hälfte unseres Volkes, ihrer sozialen und religiösen Erniedrigung, angesichts der eben erwähnten ungerechten Gesetze und weil die Frauen sich beleidigt, unterdrückt und betrügerischerweise ihrer heiligsten Rechte beraubt fühlen, bestehen wir darauf, dass sie sofort zu allen Rechten und Privilegien zugelassen werden, die ihnen als Bürger der Vereinigten Staaten zustehen. Indem wir dieses große Werk beginnen, sehen wir kein geringes Maß von Missdeutungen, Missverständnissen und Lächerlichkeit voraus, aber wir werden jedes Mittel, das in unsere Macht gegeben ist, anwenden, um unser Ziel zu erreichen. Wir werden Redner aussenden, Abhandlungen verteilen, Bittschriften an den Staat und die gesetzgebenden Körperschaften richten, und wir werden uns bemühen, die Kanzel und die Presse für unsere Sache zu gewinnen. Wir hoffen, dass dieser Versammlung eine Reihe von anderen Versammlungen in allen Teilen des Landes folgen werden."

(geschrieben und angenommen von der ersten Women’s Rights Convention in den USA in Seneca Falls, New York, Juli 1848)

[Übersetzung aus: Clara Zetkin: Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung. Berlin: Dietz 1958]

[Der Text lehnt sich eng an die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 an, die Sie im Dokumententeil des Themenkomplexes Menschenrechte finden]

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