Die
anglo-normannische Eroberung... |
1172
setzte der englische König Heinrich II. mit einer starken
Armee nach Irland über. Danach eroberten anglo-normannische Barone
Irland Stück für Stück und führten ihr Feudal- und Rechtssystem ein.
Um 1300 hatte England seine Herrschaft über die Insel gesichert.
Während der Pestepidemie 1348 halbierte sich die irische Bevölkerung.
Danach war Irland keine lohnende Einkunftsquelle mehr; die englischen
Landbesitzer lebten daher meist im Ausland (Absentismus). Im 15. Jahrhundert
war lediglich ein schmaler Gebietsstreifen an der Ostküste zwischen Dublin
und Drogheda tatsächlich von England beherrscht (Pale). |
Die
englische Vorherrschaft... |
Diese
Situation änderte sich, als Heinrich VII.
eine Armee unter dem Befehlshaber Sir Edward Poynings nach Irland
entsandte. Als Vizekönig von Irland erließ Poynings 1494 ein Gesetz,
nach dem alle Gesetzesvorlagen des irischen Parlaments der Billigung des
englischen Königs bedurften. Dieses Gesetz bestimmte die Beziehung
zwischen den beiden Ländern bis zur Union von 1800.
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Vollständige
Eroberung durch Heinrich VIII... |
Später
sandte Heinrich VIII. eine Armee nach
Irland, um den Aufstand des Grafen von Kildare niederzuschlagen und
Irland zu unterwerfen. Es folgte ein sechsjähriger erbitterter Kampf,
in dessen Verlauf es Heinrich VIII.
gelang, Irland erstmals in seiner Geschichte vollständig zu erobern
(1541). Im gleichen Jahr ernannte das irische Parlament Heinrich VIII.
zum König von Irland. |
Kämpfe
um die Religion... |
Mit
Englands Ablehnung der päpstlichen Autorität entstanden
Auseinandersetzungen wegen der Religion. Die Iren widersetzten sich
erbittert der Abschaffung der Messe unter Eduard VI.
Bald entstand ein neuer Aufstand in der Provinz Munster. Truppen vom
europäischen Festland halfen ihn niederzuwerfen (1569-1583). Königin Elisabeth I.
ersetzte irische Pächter durch englische Siedler. Schließlich wurde
eine nationalistische Revolte unter dem Grafen von Tyrone brutal
unterdrückt (1593-1603) und die Voraussetzungen für eine weitere
Anglisierung des Landes unter den Stuarts
geschaffen. |
Die
Flucht des gälischen Adels und die Ulster Plantation... |
In der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
entstand ein Kreislauf aus Rebellion gegen die Engländer,
militärischer Unterdrückung, Landnahme auf dem Gebiet der
Aufständischen und Besiedelung dieser Gebiete mit Menschen von der
britischen Hauptinsel. 1607 floh nach mehreren gescheiterten Aufständen
der gälische Adel (Earl of Tyrone u. a.)
aus Ulster, dem Zentrum des irischen Widerstands. Daraufhin siedelte
England circa 100.000 schottische
Presbyterianer in sechs Grafschaften der nordirischen Provinz Ulster an (Ulster
Plantation). So schuf es sich eine breite Bevölkerungsbasis im
Norden der Insel.
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Ab
1650 weitere Enteignungen unter Oliver Cromwell... |
Die
katholischen Bauern waren nun Pächter und damit abhängig von den neuen
protestantischen Grundherren. Den Aufstand der enteigneten katholischen
Landbesitzer in Ulster schlug Oliver Cromwell 1649/1650 grausam nieder.
Er enteignete alle Katholiken in Ulster oder siedelte sie um und gab ihr
Land Protestanten. Die Restauration unter Karl II.
änderte nichts an der neuen Ordnung. |
Jakob II.
und die Schlacht am Boyne... |
Die
Thronbesteigung des römisch-katholischen Königs Jakob II.
1685, seine Absetzung und sein gescheiterter Versuch, an der Spitze
einer irisch-jakobinischen Armee seinen Thron wiederzuerlangen, führten
zu der katastrophalen Schlacht am Boyne am 1. Juli
1690. Jakob II. wurde von den
protestantischen Streitkräften des Wilhelm von Oranien
besiegt. Danach erließ das protestantische irische Parlament eine Reihe
von Strafgesetzen gegen die irischen Katholiken, die ihnen verboten, die
Messe zu besuchen und Land zu kaufen oder zu erben. Damit zerstörten
sie die Grundlage für eine wirtschaftliche Betätigung der katholischen
Iren. Die protestantische Vorherrschaft in Irland hielt die Rebellion
fast ein Jahrhundert lang in Schach. |
Die
Union mit Großbritannien... |
1795
bekamen durch William Pitts Catholic
Relief Act die Katholiken gleiches aktives Wahlrecht und das passive
Wahlrecht für fast alle Ämter. Aber 1798 folgte der Aufstand von Wolfe
Tones United Irishmen und seine brutale Niederschlagung durch
britische Streitkräfte. 1800 handelte Pitt den Act of Union aus,
und Irland wurde ein Teil des Vereinigten Königreiches von
Großbritannien und Irland. Das irische Parlament wurde abgeschafft, und
Irland bekam eine volle parlamentarische Vertretung in Westminster. Pitt
musste jedoch zurücktreten, als Georg III.
sich weigerte, den Katholiken volle Gleichstellung zu gewähren.
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Emanzipation
der Katholiken... |
Im 19. Jahrhundert
änderte sich die politische Lage in Irland grundlegend. Daniel O’Connells
Massenbewegung hatte 1829 Erfolg, als unter Wellingtons Regierung
Ungerechtigkeiten gegen die Katholiken abgeschafft und damit ihre
Emanzipation erreicht wurde. Das entscheidendste Ereignis für Irlands
Zukunft war jedoch die große Hungersnot zwischen 1845 und 1848, in der
eine dreiviertel Million Iren starben und über eine Million
auswanderte, vor allem in die Vereinigten Staaten. Diese Emigranten
nahmen einen tiefsitzenden Groll gegen die britische Anwesenheit in
Irland mit. Sie und ihre irisch-amerikanischen Nachfahren spielten eine
wichtige Rolle bei der Finanzierung des irischen Kampfes um
Unabhängigkeit. |
Kampf
um Home Rule... |
In der
Zwischenzeit versuchten in Irland die Fenier
vergeblich, mit Gewalt die britische Herrschaft zu stürzen.
Schließlich erwachte mit der Forderung nach Home Rule
der irische Nationalismus wieder, und es entstand eine Massenbewegung
unter der Führerschaft von Charles Stuart Parnell.
Der britische Premierminister William E. Gladstone
bekannte sich 1880 zu den Ideen Parnells und sorgte damit für eine
Sensation, aber er scheiterte zweimal (1886 und 1895) bei dem Versuch,
die Gesetzesvorlage zur Home Rule durch das Parlament zu bringen.
Als Folge dieser Enttäuschung radikalisierten sich viele junge Iren.
Sie schlossen sich Arthur Griffiths Sinn Féin
und anderen Organisationen an, die für ein freies Irland kämpften. Am
Vorabend des 1. Weltkrieges wurde
unter der Asquith-Regierung die dritte Home-Rule-Gesetzesvorlage im
Parlament eingebracht. Sie wurde jedoch 1914 bis zum Ende des Krieges
suspendiert. |
Der
Osteraufstand... |
Die
Tatsache, dass die britischen Energien im Krieg gebunden waren,
beschleunigte eine Entscheidung in der Irlandfrage. Unter der Leitung
von Patrick Pears, James Connolly und Roger Casement wurde ein Aufstand
geplant, der am Ostersonntag 1916 in Dublin stattfand. Der Osteraufstand
scheiterte nach fünf Tagen. Die darauffolgenden Exekutionen
erschütterten die öffentliche Meinung grundlegend. Sinn Féin und ihr
militärischer Arm, die Irisch-Republikanische Armee (IRA),
gewannen enormen Zulauf an neuen Rekruten. Als der 1. Weltkrieg
1918 endete, brach in Irland ein Untergrundkrieg (der sogenannte
anglo-irische Krieg) zwischen der IRA und der Royal Irish Constabulary
aus. Letztere wurde von britischen Armeeeinheiten, den Black and Tans,
unterstützt. Die Taktik der IRA, Polizisten zu töten, wo immer sie
ihnen begegnete, ließ die öffentliche Ordnung zusammenbrechen. |
Gründung
des irischen Freistaates... |
Die
Gräueltaten, die von beiden Seiten zwischen 1919 und 1921 begangen
wurden, erregten die britische und US-amerikanische Öffentlichkeit so
sehr, dass Premierminister Lloyd George im
Juli 1921 bereit war, mit Sinn Féin zu verhandeln. Nach fünfmonatigen
Gesprächen einigte man sich darauf, einen irischen Freistaat zu
gründen. Die sechs Grafschaften der ehemaligen Provinz Ulster, die im
17. Jahrhundert von schottischen
Presbyterianern besiedelt worden waren, gehörten nicht dazu. Sie
bildeten die politische Einheit Nordirland
und blieben im Vereinigten Königreich. Der
Vertrag zur Gründung des irischen Freistaates wurde im Dezember 1921
unterzeichnet. Nach dem 2. Weltkrieg
wurde der Freistaat auch formal eine Republik und schied aus dem Commonwealth
aus. |