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Kurzbiographie

Vorbilder

Yitzhak Rabin – Vom Soldat zum Friedensnobelpreisträger

Übersicht:

1

Die Eltern

2

Rabins Jugend

3

Studium

4

Erste Schritte in der Armee

5

Rabin und der Unabhängigkeitskrieg

6

Rabins weiterer Weg in der Armee

7

Generalstabschef im Sechs-Tage-Krieg

8

Botschafter in den USA

9

Rabin als Verteidigungsminister

10

Rabin wird Ministerpräsident

11

Rückkehr in die Politik

12

Zum zweiten Mal Ministerpräsident

13

Friedensnobelpreis

14

Ermordung

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Die Eltern:

Rabins Vater Nehemia Rubitschow wurde 1886 in der Ukraine geboren. Er musste schon sehr früh für seinen eigenen und den Lebensunterhalt der Familie sorgen, da sein Vater bereits früh starb. Als junger Arbeiter kam er erstmals mit der sozialistischen und gewerkschaftlichen Arbeit in Berührung. 1905 wanderte er in die USA aus. Wie alle Immigranten musste auch er sich erst einige Tage auf der berühmt-berüchtigten Einwandererinsel Ellis Island bei New York aufhalten, bis er in die Vereinigten Staaten einreisen durfte. Rubitschow arbeitete als Zeitungsverkäufer und Bäcker und studierte schließlich sogar an der Universität von Chicago. Nehemia entwickelte sich immer mehr zum überzeugten Zionisten. Als die britische Regierung jüdische Freiwilligenbataillone zur Eroberung Palästinas aufstellte, meldete sich Nehemia Rubitschow sofort. Er wurde jedoch wegen körperlicher Mängel abgewiesen.

Bei einem anderen Musterungsamt versuchte er sein Glück unter dem Nachnamen Rabin, den er sich spontan ausgedacht hatte. Bei dieser Musterung hatte Nehemia mehr Glück und wurde für das 38. Schützenregiment Seiner Britischen Majestät verpflichtet. Nahezu die gesamte spätere israelische Elite diente zu dieser Zeit in britischen Armeeeinheiten in niedrigen Dienstpositionen. Nehemia Rubitschow, jetzt Rabin, wurde nach Jerusalem beordert, wo es seit längerem zu Unruhen zwischen Juden und Arabern gekommen war. Unter diesen Umständen lernte er seine spätere Frau Rosa Cohen kennen.

Rosa wurde 1890 im weißrussischen Mohilev geboren. Ihr Vater war ein wohlhabender und ultraorthodoxer Jude. Rosa studierte an einem Mädchengymnasium und schloss sich der sozialistischen Bewegung an. Rosa erreichte auf dem ersten Schiff, das Weißrussland in Richtung Palästina verließ, das "gelobte" Land. Die "Ruslan" auf der Rosa sich befand, stellte eine jüdische "Mayflower" dar. Viele spätere israelische Politiker, Künstler und Wirtschaftsführer befanden sich auf ihr. Rosa ließ sich von der an Bord herrschenden Euphorie nicht anstecken, sie wollte lediglich ihren Onkel besuchen und dann wieder nach Weißrussland zurückkehren. Sie blieb und lebte erst in einem Kibbuz und nach einer überstandenen Malaria-Erkrankung bei ihrem Onkel in der Nähe von Jerusalem.

Rosa und Nehemia lernten sich während der jüdisch-arabischen Unruhen kennen. Beide als Sanitäter verkleidet, versuchten sie, gefährdete jüdische Bewohner der Altstadt von Jerusalem zu evakuieren. Nehemia wollte Rosa, die er nicht als jüdische Aktivistin erkannte, kontrollieren – es kam zu einer Auseinandersetzung, die erst durch britische Polizisten gestoppt werden konnte.

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Die Jugend

1921 heirateten sie und am 1. März 1922 wurde ihr erster Sohn Yitzhak geboren. Die ersten Jahre verbracht Yitzhak mit seinen Eltern in der späteren Hauptstadt Israels Tel Aviv. Rosa Rabin arbeitete zu dieser Zeit für die sozialistische Gewerkschaft Histradut als Buchhalterin. Yitzhak und seine 1925 geborene Schwester Rahel mussten schon früh im Haushalt mithelfen. Rosa spielte in der Arbeiterbewegung eine größere Rolle als ihr Posten suggerieren mag. Yitzhak Rabin sprach später davon, dass das Familienleben unter den vielen Verpflichtungen seiner Mutter gelitten habe. Mit sechs Jahren wurde der junge Rabin in ein sozialistisches Erziehungshaus eingeschult. Zwischen dem Erzieher Eliezer Schlomi und seinen Schülern entwickelte sich eine enge Beziehung. Schlomi beschrieb das Leben und Handeln der ersten jüdischen Generation, die nicht durch das Diaspora-Dasein geprägt wurde, sondern im eigenen Land aufwuchs. Wie sich später herausstellen sollte, waren die Erwartungen an diese Generation stark überhöht. Zu dieser Zeit wurde der Begriff der "Tzabar" geprägt. Damit sind diejenigen Juden gemeint, die im heiligen Land geboren wurden. Yitzhak Rabin sollte der erste Tzabar auf dem Ministerpräsidentenposten werden. In Eliezer Schlomis Roman wurde Rabin unter dem Pseudonym "Amram Nisani" beschrieben. Wie nur wenigen anderen Menschen gelang es Schlomi, die Verschlossenheit des jungen Yitzhak aufzulösen.

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Das Studium

Im Oktober 1937 begann Rabin sein Studium an der Landwirtschaftsschule und entwickelte sich schnell zum besten Schüler seiner Klasse. Noch während seines ersten Jahres auf der Universität starb seine Mutter Rosa an einem Krebsleiden. Beim Begräbnis von Rosa Cohen war die gesamte jüdische Führungsschicht des Landes und einige tausend andere Menschen versammelt.

Im August 1940 beendete Rabin sein Studium als Klassenbester. Durch seine Bestnoten war es ihm möglich, sich an der kalifornischen Universität Berkeley zu bewerben. Er überbrückte die Wartezeit mit einem Aufenthalt in einem Kibbuz.

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Erste Schritte in der Armee

Eines Tages wurde Yitzhak Rabin von einem jungen Hagana-Aktivisten zu seiner militärischen Ausbildung befragt. Nach der Befragung durch den später weltberühmten Mosche Dayan (Foto links) wurde Rabin Mitglied der Hagana.

Im Mai 1941 wurden unter Führung der Hagana kleine bewegliche Stoßtrupps aufgestellt. Rabin wurde Mitglied dieser "Palmach" und er sollte mit einem kleinen Trupp von vier Mann eine australische Einheit unterstützen, die die Telefonleitung zwischen Beirut und dem Süden des Libanon kappen sollte. Die Aktion trug chaotische Züge, dennoch gelang es Yitzhak Rabin, das Kabel zu durchtrennen.

Diese erste militärische Aktion hatte keinerlei strategische Bedeutung, trotzdem wurden diese und einige andere Aktionen später als der "glorreiche Einmarsch ins Feindesland" beschrieben. Für das Selbstverständnis der späteren israelischen Armee war es jedoch ein bedeutender Schritt. Sollten doch die späteren Konflikte nicht mehr defensiv ausgefochten werden. Die Armee versuchte immer, offensiv vorzugehen und die kriegerischen Auseinandersetzungen möglichst schnell auf das Gebiet das arabischen Feindes zu verlagern, um Opfer unter der eigenen Zivilbevölkerung zu vermeiden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Vorbereitungen zur Gründung eines selbständigen jüdischen Staates weiter vorangetrieben. Rabin wurde 1947 zum Operationsoffizier der Palmach befördert.

Innerhalb der militärischen Elite entstand ein heftiger Streit über die arabische Reaktion auf die kurz bevorstehende Ausrufung des Staates Israel. Die meisten Experten hielten einen mehr oder weniger spontanen Aufstand für die wahrscheinlichste Reaktion. Nur wenige sahen den Krieg mit allen arabischen Nachbarstaaten voraus.

Der Plan, den Rabin sofort nach seiner Ernennung ausgearbeitet hatte, sah vor, dass die arabischen Dörfer am Rande der Verbindungsstraße durch die Truppen der Palmach erobert werden sollten. Ben Gurion, der Oberkommandierende der Streitkräfte, war jedoch nicht bereit, die Versorgung durch Konvois für den Zeitraum der Operation zu unterbrechen. Trotzdem gelang es den Einheiten, die unter dem Befehl Rabins standen, eine Reihe von Dörfern am Rande der Straße zu erobern. Rabin hatte vor, in den nächsten Tagen die restlichen Dörfer zu erobern. Dann kam jedoch der niederschmetternde Befehl des Oberkommandos: die gesamte Brigade sollte mit einem Konvoi nach Jerusalem verlegt werden. Rabin war schockiert! Alle hart erkämpften Stellungen sollten wieder aufgegeben werden!

Bei der Planung zur Verlegung der Brigade machte Rabin einen verhängnisvollen Fehler: er verteilte die Truppe auf den 15 km langen Konvoi. Dies hatte zur Folge, dass sie nicht mehr zu kontrollieren war. Trotz einiger Schießereien mit arabischen Kämpfern, kam der über 300 Fahrzeuge zählende und mit dem späteren israelischen Ministerpräsidenten Ben Gurion besetzte Konvoi gut voran. Nun erreichte dieser jedoch den kritischsten Abschnitt der gesamten Reise, Dir Ayub-Bab el-Wad. Hier brach die Hölle los. Über dreitausend arabische Kämpfer hatten sich an der Straße verschanzt und begannen, den Konvoi zu beschießen. Durch die Sprengung einer Brücke wurde dem Konvoi die Rückkehr versperrt. Rabin, der den Schauplatz während des Gefechts erreichte, handelte instinktiv richtig. Er verließ das Gefecht und raste mit seinem Jeep in Richtung Jerusalem. Dort mobilisierte er das vierte Bataillon und konnte so mit Hilfe der nachgerückten Kräfte die Situation in Ayub-Bab el-Wad unter Kontrolle bringen. Am Abend erreichte der Konvoi die heilige Stadt Jerusalem. Die Kämpfe hatten jedoch 13 Soldaten aus Rabins Brigade das Leben gekostet. Das eigentliche Ziel der Operation, die Eroberung aller Stadtteile Jerusalems, wurde verfehlt.

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Rabin und der Unabhängigkeitskrieg

Am 14. Mai 1948 wurde der israelische Staat durch Ben Gurion offiziell ins Leben gerufen. Sofort griffen die arabischen Nachbarn den jungen Staat an. In den ersten Monaten der Gefechte zwischen den arabischen Staaten und Israel stand das Fortbestehen Israels auf der Kippe. Die Harel-Brigade von Yitzhak Rabin musste schwere Verluste hinnehmen. 220 der 1300 Kämpfer wurden getötet, über die Hälfte verletzt. Im Juli 1948 ging die israelische Armee zunehmend in die Offensive und eroberte die Städte Ramleh und Lidda. Rabin berichtete später von einem Gespräch mit Ben Gurion, in dem er ihn zur weiteren Behandlung der arabischen Bevölkerung befragte. Ben Gurion antwortete unmissverständlich: "Hinaus mit ihnen!".

In dieser Aussage wird das Dilemma des Krieges deutlich: viele Araber wurden durch die israelische Armee vertrieben, was noch heute einen zentralen Problempunkt im Friedensprozess darstellt. Während der kurzen Feuerpause im August 1948 heiratete Yitzhak Rabin seine Freundin Leah Schloßberg. In den folgenden Monaten konnte die israelische Armee die Belagerung der Siedlungen in der Negev-Wüste durch ägyptische Truppen beenden und mit der Eroberung der Stadt Elat eine Verbindung zum Roten Meer herstellten.

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Rabins weiterer Weg in der Armee

Yitzhak Rabin stand nun vor der Entscheidung: Sollte er weiter eine militärische Karriere verfolgen oder sollte er, wie viele seiner Freunde, einen zivilen Beruf ergreifen. Er entschied sich für das Militär und wurde Kommandeur der 12. Brigade. In den folgenden Jahren wurde er einige Male befördert. 1950 wurde seine Tochter Daliah und 1955 sein Sohn Yuval geboren. Am Sinai-Krieg nahm Rabin nicht aktiv teil.

1963 endete in Israel eine Ära. Ben Gurion, der charismatische Staatsgründer schied aus dem Amt. Levi Eschkol wurde sein Nachfolger, Rabin stieg zum Generalstabschef auf. Rabin hatte seinen Lebenstraum erreicht. Mitte der 60er Jahre herrschte in Israel eine allgemeine Zufriedenheit über die politische und wirtschaftliche Situation. Die arabischen Staaten waren zerstritten und stellten nach Meinung vieler Israeli keine Gefahr mehr dar. Rabin ließ sich von dieser Euphorie nicht anstecken und er teilte seinen Soldaten seine Sorgen über einen arabischen Angriff mit. Syrien verhielt sich ab 1964 immer aggressiver und versuchte, die Wasserversorgung Israels zu sabotieren. Die israelische Armee reagierte mit einer von Rabin ausgearbeiteten begrenzten Operation, die die Wasserversorgung wieder sicherstellte. Rabin sah in diesem Moment nicht die Gefahr eines massiven arabischen Angriffes.

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Rabin als Generalstabschef im Sechs-Tage-Krieg

1967 verschärfte sich die Situation deutlich. Syrien unterstützte palästinensische "Terroristen" immer stärker. Die Sowjetunion spielten den Syrern Informationen zu, wonach die israelische Armee einen Großangriff gegen sie plane. Dies war jedoch frei erfunden. Als sich dieser falsche Eindruck bei dem ägyptischen Staatschef Nasser ebenfalls verfestigte, wurde die gesamte ägyptische Armee mobilisiert und mit Syrien Gespräche über ein gemeinsames Vorgehen gegen Israel geführt. Auf der Sinai-Halbinsel wurden Mitte Mai über 500 ägyptische Panzer zusammengezogen. Die ägyptische Regierung setzte den UN-Generalsekretär U Thant unter Druck; er sollte die Blauhelme von der Halbinsel abziehen. Keiner in Israel glaubte an einen Abzug der internationalen Truppen. U Thant handelte für die meisten Beobachter unverständlich, als er die UN-Einheiten abzog. Nasser ließ nun noch mehr Truppen auf der eigentlich entmilitarisierten Sinai-Halbinsel aufmarschieren.

Rabin stellte mit Schrecken fest, dass die gesamte Regierung innerlich bereits abgedankt und ihm, dem Generalstabschef, die Verantwortung über Krieg und Frieden übertragen hatte. Am 23. Mai 1967 verkündete Nasser die Absperrung der Meerenge von Tiran; der Suez-Kanal war nicht mehr zu passieren. Für Rabin erwuchs aus dieser politischen Krise die schwerste psychische Krise seines Lebens. Er konnte dem übermäßigen Druck nicht mehr standhalten und brach zusammen. Rabin bot daraufhin seinem Stellvertreter Ezer Weizman seinen Posten an. Weizmann, der spätere Staatpräsident Israels, lehnte ab. Nach zwei Tagen Erholung war Rabin wiederhergestellt und konnte seine ganze Kraft auf die Verteidigung Israels konzentrieren. Die Armee wurde mobilisiert und für den Sonnenaufgang des 25. Mai war ein Angriff geplant. Die amerikanische Administration setzte den Ministerpräsidenten Eschkol unter Druck und dieser blies die Aktion in letzter Minute ab. Rabin besuchte unablässig die Truppen an den verschiedenen Fronten; er hatte sich zum Hoffnungsträger für Nation und Armee entwickelt. In dieser Gefahrensituation wurde eine "Regierung der nationalen Einheit" gebildet und Mosche Dayan wurde Verteidigungsminister. Dayan und Rabin bewegten schließlich Eschkol zu einem Präventivschlag am 5. Juni. Am Vorabend des Angriffs war Rabin völlig ruhig, er wusste, dass er alles in seiner Macht stehende getan hatte. In einer ersten Angriffswelle sollten mit Hilfe der Luftwaffe die gesamten Luftstreitkräfte Ägyptens ausgeschaltet werden.

Am nächsten Tag holte die israelische Armee zum größten Präventivschlag ihrer Geschichte aus. Innerhalb von drei Stunden war die gesamte feindliche Luftwaffe zerstört und die ägyptischen Soldaten flohen. Innerhalb von nur drei Tagen hatte man die Sinai-Halbinsel unter Kontrolle. Nasser, der zuvor geprahlt hatte, er werde Tel Aviv in Brand setzen und alle Juden ins Meer jagen, musste beschämt seine Niederlage eingestehen. Obwohl durch diese Entwicklung die Niederlage der arabischen Staaten insgesamt vorherzusehen war, befahl König Hussein von Jordanien den Artillerieangriff auf Israel. Rabin leitete nun den israelischen Doppelschlag ein, der innerhalb von 48 Stunden die Kontrolle über das Westjordanland brachte. Am vorletzten Tag des Sechs-Tage-Krieges wurden die Golan-Höhen und Ost-Jerusalem erobert. Rabin hatte sich in diesen sechs Tagen zu einem israelischen Helden entwickelt. Die Probleme, die in den besetzten Gebieten entstanden, waren der israelischen Politik bewusst und sie bot den arabischen Staaten die Rückgabe der Gebiete an, wenn sie im Gegenzug einem Frieden zustimmten. Dies wurde von allen arabischen Staaten jedoch strikt abgelehnt.

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Botschafter in den USA

Nach dem gewonnenen Krieg trat Rabin als Generalstabschef zurück und wurde Botschafter in den Vereinigten Staaten. Er knüpfte viele Kontakte zur Regierung unter Präsident Nixon und zu vielen Wirtschaftsführern.

1969 starb Ministerpräsident Levi Eschkol und Golda Meir wurde Ministerpräsidentin. Als Rabin 1972 nach Israel zurückkehrte, war er von den Erkenntnissen des Auslandsgeheimdienstes abgeschnitten. So konnte er die Gefahr einer arabischen Attacke auch nicht erkennen, die 1973 erfolgte.

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Rabin als Verteidigungsminister

Am Jom-Kippur-Tag, dem höchsten jüdischen Festtag, griffen arabische Truppen Israel an. Die gesamte Armee war völlig unvorbereitet. Der Krieg endete mit einer Pattsituation, über 2500 israelische Soldaten verloren ihr Leben. Rabin entwickelte sich nach dem Krieg zu dem Hoffungsträger der Arbeiterpartei, denn die alte Führungsriege um Golda Meir und Mosche Dayan hatte schwere Vertrauensverluste zu beklagen. Am 4. März wurde Rabin von der Ministerpräsidentin Golda Meir für den Posten des Verteidigungsministers nominiert. Mit diesem Schritt wurde der alte Haudegen Dayan aus dem Amt gedrängt. Als jedoch die Nachricht eines erneuten syrischen Angriffs die Gemüter beunruhigte, trat Mosche Dayan von seinen Rücktritt zurück und blieb Verteidigungsminister. Rabin, der von dieser Entwicklung aus der Zeitung erfuhr, wurde mit dem Amt des Arbeitsministers vertröstet. Doch die Arbeit der Koalition lief nicht besonders rund. So wurde Rabin nach einer parteiinternen Auseinandersetzung mit Shimon Peres Kandidat der Arbeiterpartei für das Amt des Ministerpräsidenten.

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Rabin wird Ministerpräsident

Am 3. Juni 1974 wählte das israelische Volk Rabin zu ihrem neuen Ministerpräsidenten, Shimon Peres wurde Verteidigungsminister im Kabinett Rabins. Die ersten Jahre der Regierungszeit wurden durch die Auseinandersetzung mit den jüdischen Siedlern geprägt. Viele Siedlungen entstanden zu dieser Zeit in den besetzen Gebieten gegen den Willen der israelischen Regierung.

Am 27. Juni 1976 entführten deutsche und palästinensische Terroristen ein Flugzeug der Air France, das sich auf dem Weg von Paris nach Tel Aviv befand. Nach einem Irrflug landete die Maschine im ugandischen Entebbe. Hier schien man sich bereits auf die Ankunft der Geiseln vorbereitet zu haben, denn im Flughafenterminal waren bereits Matratzenlager errichtet worden. Idi Amin, der ugandische Diktator forderte die Freilassung palästinensischer Gefangener aus Israel. Die Regierung unter Rabin blieb hart. Keine Zugeständnisse an Terroristen! Beinahe eine Woche später stiegen israelische "Hercules"-Maschinen von einem Luftwaffenstützpunkt in Tel Aviv mit dem Ziel Entebbe auf. Bei der wagemutigen Befreiungsaktion lief beinahe alles glatt. Die ugandischen Soldaten waren durch das Auftreten der israelischen Sondereinheiten derartig überrascht, dass sie nur sporadisch Widerstand leisteten. Lediglich drei Passagiere und der Kommandant Johann Netanjahu (der Bruder des späteren Ministerpräsidenten) kamen ums Leben. Entebbe wurde zum Synonym für israelischen Wagemut.

Die Regierung Rabin verstrickte sich nach diesem Erfolg zunehmend in innerparteiliche Diskussionen. Die Auseinandersetzung zwischen Rabin und Peres spitzte sich zu, und Rabin trat vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Zu den Neuwahlen trat Rabin aufgrund der Querelen in der Arbeiterpartei nicht mehr an. Die politische Karriere des Yitzhak Rabin hatte ein jähes Ende gefunden. Er zog sich fast völlig ins Privatleben zurück und verfasste seine Memoiren.

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Rückkehr in die Politik

1984 betrat Rabin wieder die Bühne der aktiven Politik als Verteidigungsminister in einer großen Koalition mit dem Likud-Block. In seine Amtszeit fiel der Beginn des palästinensischen Aufstandes, der Intifada. Wie die meisten Israelis verkannte Rabin die Problematik völlig. Er sah in dem Aufstand lediglich eine militärische Herausforderung für die Armee Israels. In der israelischen Öffentlichkeit brachte ihm die sehr harte Haltung gegenüber den Palästinensern das Image des "harten Mannes" ein. Von den "Tauben" in der Arbeiterpartei, die ihn immer unterstützt hatten, hatte er sich mehr und mehr entfernt. 1988 wurde die große Koalition von den Wählern bestätigt, und Shimon Peres versuchte nun, die Ursachen für die Intifada anzupacken. Als die große Koalition im März 1990 zerbrach, versuchte Peres eine neue Koalition unter seiner Führung zu bilden, was ihm jedoch misslang. Daraufhin bildete der Likud-Politiker Schamir eine rechts-konservative Koalition und wurde Ministerpräsident. Die Arbeit dieser Koalition war von allerlei Fehlern gekennzeichnet. So war es der Regierung nicht möglich, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ins Land strömenden osteuropäischen Juden wirtschaftlich und kulturell zu integrieren. 1992 stellt sich Rabin, der sich zuvor gegen Peres in einer parteiinternen Auseinandersetzung durchgesetzt hatte, zur Wahl des Ministerpräsidenten.

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Zum zweiten Mal Ministerpräsident

Am 23. Juni 1992 wählte das israelischen Volk ein neues Parlament. Die Arbeiterpartei legte zwar kräftig zu, verfehlte aber mit ihrem Partner, dem Meretz-Block, die absolute Mehrheit. So musste Rabin in seine Koalition die Schas-Partei aufnehmen, die die ultraorthodoxen, sephardischen Juden vertritt. In der Vorgängerregierung hatte sich das Innenministerium unter Führung des Schas-Vorsitzenden Arie Deri zu einem wahren Hort der Vetternwirtschaft entwickelt. Dies verdeutlicht, dass Rabin mit beinahe jeder Partei der Knesset bereit war zu koalieren, wenn sie ihm die Macht sicherte. Am 13. Juli 1992 stellte Rabin seine Regierung vor. Er führte das Ministerpräsidentenamt und das Verteidigungsressort in Personalunion. Peres wurde auf den bis dato unwichtigen Posten des Außenministers abgeschoben.

In seiner Regierungserklärung richtete Rabin einen persönlichen Appell an die Palästinenser, der von ihm nie erwartet worden wäre. Er vollzog die entscheidende Wende und bot den Palästinensern ein Autonomie-Abkommen an, das die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Völkern beenden sollte. Als die Verhandlungen mit den Palästinensern keinen Erfolg zeigten, forcierte Schimon Peres die Gespräche. Mitte 1993 kam es dann zu einem Durchbruch zwischen Peres und Arafat. Die Vereinbarungen sollten Israel verändern. Die PLO wurde als legitime Vertretung der Palästinenser anerkannt und ihnen sollte der Selbstverwaltungsstatus gewährt werden. Die Palästinenser erkannten im Gegenzug den Staat Israel an und verzichteten auf eine Staatsgründung und weitere Terrorakte.

Diese Vereinbarungen wurden am 13. September 1994 auf dem Rasen des Weißen Hauses in Washington unterzeichnet. Bei dieser Zeremonie wurde die Abneigung, die Rabin gegen Arafat verspürte, noch einmal sehr deutlich. Erst nach sanftem Druck war Rabin bereit, Arafat die Hand zu schütteln. Trotz alledem wurde dieses Abkommen in Israel und der ganzen Welt als großer Durchbruch gefeiert.

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Der Friedensnobelpreis für Rabin, Peres und Arafat

Am 10. November 1994 wurde Rabin, Peres und Arafat der Friedensnobelpreis verleihen. Alle drei Politiker hatten sich um den Frieden im Nahen Osten einen großen Verdienst erworben und wurden für den Prozess seit dem "Oslo-Abkommen" belohnt. Rabin beschrieb in der Nobelpreisrede seine eigene Entwicklung vom Kriegsheld zum Friedensheld (zum Text der Nobelpreisrede von Rabin).

Innenpolitisch bekam die Regierung aber zunehmend Probleme, so flammten die Flügelkämpfe zwischen den Lagern von Rabin und Peres wieder auf und blockierten die Regierungsarbeit. 1995 machte die Umsetzung des Abkommens von Oslo Fortschritte, und Rabin versöhnte sich mit Peres und dem Friedensprozess wieder. So wurde der Friedensprozess weiter vorangetrieben und gipfelte im September 1995 im zweiten israelisch-palästinensischen Autonomieabkommen. In diesem Vertrag wurden die weiteren Schritte bis zur völligen Selbstverwaltung Palästinas geregelt. Rabin befand sich auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere. Auch die Wirtschaft regierte positiv auf diese Entwicklung; in keinem anderen Jahr wurden in Israel so viele Auslandsinvestitionen getätigt wie 1995.

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Der Mord an Rabin

Obwohl keine jüdische Siedlung in den Autonomiegebieten aufgegeben werden sollte, wurde Rabin immer mehr zur Zielscheibe der rechten Opposition in Israel. So kam es immer wieder zu gewalttätigen Exzessen bei Demonstrationen gegen Rabin und seine Friedenspolitik. Auch gegen Rabin persönlich richtete sich die Gewalt, so versuchte beispielsweise ein aufgebrachter Demonstrant, auf Rabin los zu stürmen. Er wurde erst kurz vor Rabin von Leibwächtern überwältigt. Ein Kolumnist fragte danach treffend, "und was wäre passiert, wenn er eine Pistole gehabt hätte?". Erst spät kam die Reaktion der Friedensbewegung in Israel, in Tel Aviv wurde eine große Friedensdemonstration veranstaltet. Rabin trat als Redner auf und wurde von der Menschenmenge begeistert gefeiert (zum Text der letzten Rede von Rabin). Als Rabin die Tribüne verließ, um zu seinem Dienstwagen zu gehen, wurde er von Yigal Amir angeschossen. Yitzhak Rabin starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Amir wurde sofort verhaftet und nach einigen Monaten zu lebenslanger Haft verurteilt. Rabin, einer der größten Staatsmänner Israels, wurde zwei Tage später unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und im Beisein vieler Staatsoberhäupter beigesetzt.

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