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Vorbilder

Rigoberta Menchú - eine Kurzbiographie

Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú aus Guatemala wurde 1959 in dem kleinen Bergdorf Chimel im Norden Guatemalas geboren. Ihre Familie waren Quiché-Indianer und sehr arm. Das kleine Stück Land, das der Familie gehörte, reichte nicht aus, um alle zu ernähren. Wie die Nachbarn im Dorf, die sich in der gleichen Lage befanden, musste die Familie von Rigoberta Menchú acht Monate im Jahr an der Küste in den Kaffee- oder Baumwollplantagen arbeiten. Die Arbeiter(innen) hatten praktisch keine Rechte, mussten bis zu 15 Stunden täglich arbeiten und erhielten einen Hungerlohn.

Das Leben auf den Plantagen war hart. Die Menschen lebten in überfüllten Hütten ohne sauberes Wasser und Toiletten. Kinder mussten bereits sehr jung anfangen zu arbeiten, weil sie sonst keine Nahrung erhielten. Rigoberta Menchú begann im Alter von acht Jahren, auf den Plantagen zu arbeiten. Sie konnte keine Schule besuchen. Zwei ihrer Brüder starben auf den Plantagen, einer aufgrund von Pestiziden, die auch gesprüht wurden, während die Arbeiter auf den Feldern waren, der andere starb an Unterernährung.

Die eingeborenen Indianer in Guatemala hatten keine Bürgerrechte. Diese blieben Menschen spanischer Abkunft vorbehalten. Der Willkürherrschaft waren damit Tür und Tor geöffnet. Guatemala zählt zu den Ländern mit der bedrückendsten Geschichte von schweren Menschenrechtsverletzungen. Als die vom Militär geführte Regierung und die reichen Großgrundbesitzer damit begannen, Indianerland mit Gewalt in ihren Besitz zu bringen, wurde der Vater von Rigoberta Menchú, Vincente, ein Führer der Bauernbewegung, die sich dagegen zu wehren versuchte. Er schrieb eine Reihe von Petitionen, die sich aber als wirkungslos erwiesen. Die Folge waren Proteste, um den Indianern das Land zu sichern, auf dem sie bisher gelebt und das sie zum Teil auch selbst urbar gemacht hatten. Wegen seiner Aktivitäten wurde Vincente Menchú mehrmals verhaftet und ins Gefängnis gesteckt.

1979 wurde der 16jährige Bruder von Rigoberta Menchú, Petrocinio, von Soldaten entführt, gefoltert und vor den Augen seiner Familie bei lebendigem Leib verbrannt. 1980 starb Vincente Menchú zusammen mit 38 anderen Indianerführern in einem Feuer in der spanischen Botschaft, wo er gegen Menschenrechtsverletzungen an Indianern protestierte. Auch die Mutter von Rigoberta Menchú war in der Oppositionsbewegung aktiv. Im darauffolgenden Jahr wurde auch sie entführt, vergewaltigt, gefoltert und umgebracht.

Sie selbst war ebenfalls aktiv in der Bewegung ihres Vaters, dem Vereinigten Bauernkomitee und wurde von der Regierung Guatemalas gesucht. Nach dem Tod ihrer Mutter floh sie nach Mexiko. Dort diktierte sie 1983 einer Anthropologin ihre Autobiographie "Ich... Rigoberta Menchú", die nicht nur ihre eigene Geschichte erzählt, sondern auch vom Leben und den Gebräuchen der Indianer Guatemalas berichtet (siehe unten: Buchtipp). Dieses Buch und die von Rigoberta Menchú geführte Kampagne für soziale Gerechtigkeit lenkte internationale Aufmerksamkeit auf den Konflikt zwischen den Indianern und der Militärregierung in Guatemala.

1992 wurde Rigoberta Menchú als bisher jüngsten Preisträgerin der Friedensnobelpreis verliehen. Sie war die erste Indianerin in der Geschichte des Nobelpreises. Diese Entscheidung war nicht unumstritten, da ihr Verhältnis zur Gewalt während der Jahre im Widerstand ambivalent blieb. Mit dem Preisgeld in Höhe von 1,2 Millionen Dollar gründete sie eine Stiftung mit dem Namen ihres Vaters, um den Kampf um Menschenrechte für die Indianer Guatemalas fortzusetzen. Ihr Einsatz hat unter anderem dazu geführt, dass die Vereinten Nationen das Jahr 1993 zum "Internationalen Jahr für die Rechte eingeborener Völker" erklärten.

What I treasure most in life is being able to dream. During my most difficult moments and complex situations I have been able to dream of a more beautiful future.

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Buchtipp:

Elisabeth Burgos: Rigoberta Menchu – Leben in Guatemala, 1984 (Originaltitel: Yo, Rigoberta Menchú - in vielen Sprachen erschienene Autobiographie der Friedensnobelpreisträgerin)

Beschreibung (Verlagstext):

"Rigoberta Menchú, eine 26jährige India vom Stamm der Quiché, berichtet von ihrem Leben. Sie erzählt von den Riten und Sitten ihres Volkes, dem Verhältnis zur "Mutter Erde" und zu den vier Elementen, von ihren Zeremonien. Einmal in der Woche vollziehen sie die Riten ihrer Vorfahren und einmal in der Woche die Riten der katholischen Kirche. Von klein auf lernt sie, ihren Vorfahren, ihrer Kultur und ihren Traditionen treu zu bleiben. Ihre Familie lebt einige Monate in den Bergen, wo sie Landwirtschaft betreibt. Dann müssen sie auf den großen Fincas an der Küste arbeiten, wo Kaffee und Baumwolle für den Export angebaut werden. Mit acht Jahren beginnt Rigoberta mitzuarbeiten. 1973 wird ihr Vater zum ersten Mal verhaftet, und die "reichen Herren" spielen sich als Ingenieure auf und sagen den Bauern, die keinen Titel über das Land haben, sie müssten entweder gehen oder als Angestellte bleiben. Ihr Vater geht in den Untergrund und wird später, ebenso wie ihre Mutter und einer ihrer Brüder, ermordet. Sie beginnt im CUC (Zentrum für die Einheit der Landarbeiter) mitzuarbeiten und organisiert die Campesinos in anderen Gemeinden."

"Lesenswert vor allem, weil da jemand, als Indianerin, als Frau, als Arme dreifach verdammt, den Mut hatte, nachzudenken, Widerstand zu leisten, durchzuhalten, Ich zu sagen: 'Und so erwachte in mir das Bewusstsein.'"  [Erich Hackl in: Die Zeit]

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