El Salvador

Nach oben Ruanda El Salvador AI 1999 Guatemala

 

Menschenrechte

Material zu Grundkurs 5 (Menschenrechtsverletzungen)

El Salvador hat weltweit eine traurige Berühmtheit erlangt für schwere Menschenrechtsverletzungen: Mord, Verschwindenlassen und Folter. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat eine Fülle von schweren Verstößen dokumentiert. Die folgenden Texte sind Auszüge aus einem AI-Bericht von 1990, in dem typische Fälle aufgelistet werden. Hauptopfer der "Todesschwadronen" sind Mitglieder von Kooperativen, Gewerkschafter und Kirchenmitglieder.

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Auszüge aus dem AI-Bericht zu El Salvador 1990

Übersicht

Mord

Folter

Verschwundene

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Beispiele für Mord

Carlos Colocho Lainez

(Gewerkschafter)

Carlos Colocho Lainez war 40 Jahre alt, Bauarbeiter und Mitglied der Bauarbeitergewerkschaft. Er wurde am 20. März 1990 von zwei in zivil gekleideten Männern erschossen, während er in Tonacatepeque, San Salvador, arbeitete. Die beiden Männer kamen zur Baustelle und sagten Carlos Colocho, dass sie mit ihm abrechnen wollten. Als Carlos Colocho weglief, schossen die beiden Männer. Bevor die Mörder die Baustelle verließen, sagten sie den anderen Arbeitern, sie wären Mitglieder der Luftwaffe, und alle Zeugen sollten sich aus der Sache heraushalten, sonst geschähe ihnen das gleiche. Trotz einer Voruntersuchung durch die Nationalgarde und dem Friedensrichter sind die Verantwortlichen nicht identifiziert worden.

Angel Maria Flores

Julia del Carmen Ponce

(Arbeiterinnen auf einer Kooperative)

Die beiden waren bekannte Mitglieder der Vereinigung der Landwirtschaftskooperativen (Fedecoopades) und wurden am 31. Dezember1989 in Chalchuapa, Santa Ana, von zivil gekleideten, bewaffneten Männern verhaftet. Ihre Verhaftung wurde von den örtlichen Behörden und den Militärstellen abgestritten.

Am 11. Januar 1990 wurden ihre Leichen mit Folterspuren und Schusswunden an der Straße von San Salvador nach Santa Ana gefunden.

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Beispiele für Folter

Ein Lehrer im Gewahrsam der Nationalgarde und der Finanzpolizei

 

Ein spanischer Lehrer, der in Chalatenango arbeitete, wurde am 4. Juni 1990 von Mitgliedern der Nationalgarde in den Randbezirken von San Salvador verhaftet. Er berichtete, dass sie ihn zu einem Militärposten gebracht hatten. Dort verband man ihm die Augen, schlug ihn und drohte ihm, ihn zu ermorden. Er wurde in die Rippen geschlagen und mit Zigaretten an den Armen verbrannt. Die Nacht über durfte er nicht schlafen und war an den Füßen gefesselt. Am nächsten Tag wurde er in Unterwäsche in der Sonne festgebunden, bis er Verbrennungen ersten Grades bekam. Er wurde dann zum Hauptquartier der Nationalgarde gebracht und von dort zum Hauptquartier der Finanzpolizei, wo er weiter verhört wurde. Ein Arzt untersuchte ihn. Man drohte ihm an, ihn mit elektrischen Schocks und anderen Methoden zu foltern. Nach einem Fluchtversuch wurde er von mehreren Polizisten schwer geschlagen. Nach zweieinhalb Tagen in Haft wurde er ohne Anklage entlassen und man sagte ihm, er solle das Land innerhalb der nächsten 72 Stunden verlassen.

Bericht eines Kirchenmitarbeiters

 

Ein Kirchenmitarbeiter von Sonsonate wurde im Mai 1990 von Soldaten der sechsten Einheit (dm6) in Sonsonate verhaftet. Nach Berichten der Kirche in El Salvador wurde er im Hauptquartier der dm6 drei Tage über seine Arbeit in der Gemeinde verhört. Während der Verhöre waren seine Augen verbunden, er wurde in den Bauch und an den Kopf geschlagen, mit einem Gewehrkolben schlug man ihm in den Rücken. Dreimal wurde er an den Handgelenken aufgehängt, wobei die Hände auf den Rücken gebunden waren. Nach drei Tagen wurde er der Nationalgarde übergeben und vier Tage später entlassen.

Zwei Kirchenmitarbeiter, die mit ihrer Familie von der Finanzpolizei verhört wurden

 

Ein Ehepaar, beide bekannte Mitglieder der Gemeinde, wurden mit ihren beiden Töchtern, 2 und 4 Jahre alt, und dem Bruder und der Schwester der Ehefrau im April 1990 verhaftet. Sie wurden in das Hauptquartier der Finanzpolizei gebracht. Die Kinder wurden von den Eltern getrennt und die ganze Familie über die Arbeit in der Gemeinde verhört. Die Schwester der Ehefrau wurde ausgezogen und während der langen Verhöre sexuell belästigt. Die 4 Jahre alte Tochter wurde lange über die Arbeit ihres Vaters befragt. Der Vater wurde nach zwei Tagen in das Mariona Gefängnis verlegt unter ‚der Anklage‘, mit der FMLN zusammenzuarbeiten. Die anderen Familienmitglieder wurden nach einem Tag freigelassen.

Zwei Berichte von der Haft bei der dm7

 

Ein Auszug eines Berichtes, der von einem 42 Jahre alten Kooperativemitglied der Delegation von amnesty international gegeben wurde. Er wurde drei Tage von der siebten Einheit der Streitkräfte (dm7) in Ahuachapan im März 1990 festgehalten. Sie schlugen meine Beine mit einem Stock oder vielleicht mit einem Gewehr, ich konnte es nicht sehen, nur die Schläge fühlte ich. Ich war nackt. Sie schlugen mich überall, auf die Brust, auf die Arme vom Ellenbogen aufwärts und auf die Beine, sie schlugen mit einem Gewehr auf meine Zehen. Später kam ein anderer, der sagte, er würde mich bestrafen. Sie banden ein Seil an meine Handschellen und zogen mich daran nach oben, meine Arme waren immer noch auf den Rücken gefesselt. Sie schlugen mich auf die Brust.

Auszug eines Berichtes für amnesty international von einer Kirchenmitarbeiterin, die im November 1989 von der Finanzpolizei verhaftet worden war:
Sie stülpten mir die ,capucha' (eine Gummikapuze, innen mit Kalk beschichtet) über. Der Druck und das Gefühl zu ersticken war zu viel für mich. Sie sagten zu mir: ,Da du nicht gestehen willst, hängen wir dich auf‘. Dann hingen sie mich an den Füßen auf. Ich fühlte, wie sich mein Kopf drehte. Es war schrecklich. Dann wurde ich ohnmächtig. Nachdem sie mich traten, zogen sie mich an den Haaren hoch und brachten mich zu einem Platz wo eine Art Fass stand. Sie tauchten meinen Kopf in das Wasser darin, es war sehr kalt, mit Eisstücken drin. Nach eine Weile fühlte ich nichts mehr. Dann sagten sie: ‚Gesteh, gesteh, dass du eine Guerrillera bist‘.

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Beispiele für Verschwundene

Oscar Armando Garcia Jimenez, 16
Tagelöhner (jornalero)

Mauricio Adalberto Cerna Grijalva, 16
Student

Raul Edgardo Mejico Ibarra, ca. 16
Arbeiter

Milton Mauricio Penate Chachagua, 21
Bäcker

Oscar Garcia Jimenez wurde am 26. April 1990 aus seinem Haus von einem Sergeant der 7. Einheit (dm7) geholt und in einem Pick-Up an einen unbekannten Ort gebracht. Nach dem Wissen von amnesty international ist er noch immer verschwunden. Oscar Garcia wurde im Dezember 1989 für drei Tage im Hauptquartier der dm7 festgehalten, wo er drei junge Männer sah, deren Schicksal ebenfalls unbekannt ist:

Der 16 Jahre alte Mauricio Cerna Grijalva, ein Student aus Ariquizaya, Ahuachapan, und sein Freund Raul Mejico Ibarra, die am 23. Dezember 1989 vor dem Haus von Raul Mejico in Atiquizaya von fünf bewaffneten Männern in Zivil verhaftet wurden, vermutlich Angehörige der Geheimdienstabteilung (seccion 2) der dm7. Sie wurden in einen Kleinbus ohne Nummernschilder gedrängt und an einen unbekannten Ort gebracht. Milton Pemate Chachagua wurde ebenfalls am 23. Dezember verhaftet und in demselben Kleinbus abgeholt. Nach seiner Entlassung im Dezember informierte Oscar Garcia die Familien der verschwunden Männer. Deshalb wurde er von dem Sergeant der Geheimdienstabteilung der dm7 überwacht, der ihn dann später auch abgeholt hatte.

Rogelio Renderos Panameno, 16
Tagelöhner

 

Am Nachmittag des 30. März 1990 wurde Rogelio Renderos Panameno von Soldaten des Kavallerieregiments (regimiento de caballeria) abgeführt, als er gerade vor seinem Haus in Santa Tecla, La Libertad, Musik hörte. Später sah ihn ein Freund in einem Kaffeefeld sitzen, umringt von Soldaten. Seitdem ist sein Verbleib ungeklärt. Seine Familie und Menschenrechtsorganisationen machten Anfragen bei dem Hauptquartier des Kavallerieregiments, jedoch ohne Erfolg.

Juan Antonio Vasquez
Gerardo Antonio Saldana Salazar
Julio Cesar Vasquez
Jose Eladio S. Salazar
Leonardo Perez Nunez
Juan Saldana Salazar

alle landwirtschaftliche Arbeiter auf der Kooperative San Cayetano in Ahuachapan

 

Sie verschwanden nach einer Verhaftung durch Männer in Zivil und Soldaten der dm7 am 5. und 29. Dezember 1989.

Erick Romero Canales, 17
Student

 

Er wurde über Nacht in einer Militärstation zwei Blocks von seinem Haus entfernt festgehalten. Seine Mutter durfte ihn besuchen und Essen bringen. Dort erzählte der Leutnant der ersten Brigade ihr, er hätte Order, ihren Sohn wegen Verdachts der Mitgliedschaft in der FMLN zu verhaften. Am nächsten Morgen sah die Mutter, wie ihr Sohn in einem Jeep der ersten Brigade weggefahren wurde. Sie hatten seine Augen verbunden und Handschellen angelegt. Seitdem ist sein Verbleib ungewiss. Seine Mutter fragte wiederholt im Hauptquartier der ersten Brigade und in Polizeistationen der Stadt an, aber ohne Erfolg.

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