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Menschenrechte

Material zu Grundkurs 5 (Menschenrechtsverletzungen)

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AI Kerze Amnesty International ist die weltweit größte Bürgerinitiative im Menschenrechtsbereich. Die Jahresberichte der Organisation gehören zu den wichtigsten Veröffentlichungen im Bereich der Menschenrechtsverletzungen, erzeugen ein großes Presseecho und werden von vielen Regierungen entsprechend ernst genommen und gefürchtet. Auf dieser Seite finden Sie

eine Zusammenfassung des AI-Jahresberichts 1999

zwei beispielhafte Presseartikel über den Bericht

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Der AI-Jahresbericht 1999 (Zusammenfassung)

Der Kampf gegen staatliche Willkür

Um gegen Menschenrechtsverletzungen erfolgreich aktiv werden zu können, müssen die Übergriffe erst einmal zuverlässig und sorgfältig recherchiert sein. Der ai-Jahresbericht dokumentiert die folgenden Fakten:

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Gewaltlose politische Gefangene - Männer und Frauen, die ausschließlich wegen ihrer politischen Überzeugung, Hautfarbe, Herkunft, Sprache, ihres Glaubens oder ihres Geschlechts inhaftiert worden sind - hat ai in 78 Staaten dokumentiert.

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Unfaire Gerichtsverfahren musste ai in 35 Staaten als Grund oft langjähriger Haftstrafen feststellen.

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Haft ohne Anklage und Verfahren und Freiheitsentzug in Arbeitslagern waren Realität für Hunderttausende Menschen in 66 Staaten.

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Politische Morde durch Militär, Polizei und Paramilitärs fanden in 47 Staaten statt.

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Das "Verschwindenlassen" von Menschen nach ihrer Festnahme musste ai in 37 Staaten registrieren.

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Folter und Misshandlungen hat ai in 125 Staaten festgestellt. Als Folge davon war Tod in der Haft eine Realität in mindestens 51 Staaten.

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Die Todesstrafe wurde in 37 Staaten an 1625 Menschen vollstreckt, über tausend davon in China. In 78 Ländern wurden 3899 Todesurteile verhängt. Dennoch ist eine positive Tendenz erkennbar: 105 Staaten haben die Todesstrafe abgeschafft oder seit 10 Jahren niemanden mehr hingerichtet. Das ist die bisher höchste Zahl in der Geschichte der Menschheit.

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Geiselnahme, Folter und politische Morde durch bewaffnete politische Gruppen waren in 37 Staaten fürchterliche Wirklichkeit.

Elektrischer Stuhl

Die genannten Zahlen geben nur die von ai ermittelten Menschenrechtsverletzungen wieder, die wirklichen Zahlen liegen vermutlich wesentlich höher. Doch ai ist mehr als eine Art "Agentur", die Verstöße gegen die Menschenrechte zuverlässig dokumentiert. ai ist auch die weltweit größte Bürgerinitiative im Menschenrechtsbereich und kämpft erfolgreich gegen staatliche Willkür. Etwa 8.000 ai-Gruppen in 90 Staaten haben sich 1998 für mehr als 10.000 namentlich bekannte Opfer von Menschenrechtsverletzungen eingesetzt.

[Die kompletten Jahresberichte stellt die Organisation im Internet zur Verfügung. Eine Vorstellung des Online-Angebots von ai finden Sie in unserer Linkliste]

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Presseartikel

Presseartikel zum AI-Jahresbericht 1999

Johannes Metzler, in: die tageszeitung vom 17.06.99

Nur kleine Schritte

Amnesty International präsentiert den Jahresbericht. China, Iran, Kongo und die USA wegen Todesstrafe scharf kritisiert

"Nur unter dem weltweiten Druck der Öffentlichkeit bin ich freigekommen", meint Ngarléjy Yorongar le Moiban. Der Oppositionspolitiker aus dem Tschad war 1997 wegen seiner Kritik an der Staatsführung verhaftet worden und bekam wegen "Verleumdung" drei Jahre Gefängnis. Eine Eilaktion der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) bescherte dem Staatspräsidenten stapelweise Protestbriefe und führte Anfang des Jahres schließlich zur Freilassung.
Etwa 700 solcher Aktionen mit rund 80.000 TeilnehmerInnen haben im vergangenen Jahr stattgefunden, und in über einem Drittel der Fälle führte das Engagement zum Erfolg. Diese Bilanz zog die Organisation gestern bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes in Bonn. Es sei zwar kein "entscheidender Durchbruch" in Sachen Menschenrechte erzielt worden, wohl aber gäbe es "eine Reihe von Schritten in die richtige Richtung", meinte Barbara Erbe, Pressesprecherin der deutschen ai-Sektion. In fast 80 Ländern wanderten Menschen dennoch für ihre Meinung ins Gefängnis, während in rund 50 Staaten willkürliche Hinrichtungen stattfanden. In 37 Staaten, so der Bericht weiter, "verschwanden" Andersdenkende kurzerhand. Folter, Misshandlungen und Vergewaltigungen gehören nach wie vor vielerorts zum Alltag. Besonders kritisch beurteilt ai die Lage in Teilen Afrikas und Asiens sowie im Kosovo.
Erbe wies darauf hin, dass sich insgesamt die Art der Menschenrechtsverletzungen verändere. Sie fänden nicht mehr vorwiegend hinter Gefängnismauern statt, sondern häufig in aller Öffentlichkeit.
Der Schwerpunkt des Berichts liegt auf dem Thema Todesstrafe. Im vergangenen Jahr zählte die Organisation 1.625 Vollstreckungen, die meisten davon in China. Schwere Vorwürfe richtet ai jedoch auch gegen die Demokratische Republik Kongo, Iran und die USA: Zusammengenommen seien sie für zwei Drittel aller weltweit vollstreckten Todesurteile verantwortlich. Für das Jahr 2000 fordert die Organisation einen weltweiten Aufschub aller Hinrichtungen. Schon jetzt seien diejenigen Staaten, die die Todesstrafe nicht mehr anwendeten, in der Mehrzahl.

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Peter Nonnenmacher, in: Stuttgarter Zeitung vom 17.06.99

Menschenrechte mit Füßen getreten

Trotz einiger "historischer Fortschritte" im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen gingen die meisten Täter immer noch frei aus, erklärte gestern in London die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) anlässlich der Veröffentlichung ihres Jahrbuchs für 1998.

In fast allen Staaten und Territorien der Erde - 142 insgesamt - registrierte Amnesty besorgniserregende Menschenrechtsverletzungen durch Regierungen oder bewaffnete Oppositionsgruppen. An oberster Stelle der aktuellen Menschenrechtskatastrophen rangiert natürlich Kosovo, wo sich die Entwicklung in den letzten Monaten überschlagen hat (der AI-Jahresbericht bezieht auch das erste Halbjahr 1999 ein). Amnesty beklagt die gewaltsame Vertreibung von Hunderttausenden von Kosovo-Albanern, die "von Morden, Vergewaltigungen, Folterungen, willkürlichen Festnahmen und dem Niederbrennen der Häuser begleitet" war.
Weltweit stellt Amnesty gewisse Fortschritte bei der Verteidigung von Menschenrechten fest, die wachsendem Druck auf die entsprechenden Regierungen zu verdanken seien. Zu diesen Fortschritten zählt AI die Vereinbarung vom Juli 1998 zur Schaffung eines permanenten Internationalen Strafgerichtshofes und die Festnahme des früheren chilenischen Diktators Augusto Pinochet durch die britische Regierung im Oktober vorigen Jahres.
Auch Sambias und Südafrikas Beitritt zur Anti-Folter-Konvention, Chinas Unterschrift unter die internationale Bürgerrechtscharta, die Entlassung politischer Häftlinge in Südkorea, Vietnam, Indonesien, Osttimor, Syrien, Marokko und Kuwait sowie die Abschaffung oder Einschränkung der Todesstrafe durch ein halbes Dutzend Staaten wird im AI-Jahresbericht gewürdigt. Trotz dieser Fortschritte beklagt Amnesty die anhaltende Missachtung elementarer Rechte in vielen Ländern. Zu den schlimmsten Beispielen zählen die Region der Großen Seen in Afrika, Angola, Afghanistan, Algerien und Kolumbien, mit jeweils Tausenden von Opfern der Gewalt unter der Zivilbevölkerung.
Auch mit den Zuständen in Europa ist Amnesty International nicht durchweg glücklich. Aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz berichtet AI über Misshandlungen von Mitgliedern ethnischer Minderheiten oder von Asylbewerbern. (...)
Mit einem neuen Vorstoß sucht Amnesty International weltweit gegen die Todesstrafe vorzugehen. "Das vorsätzliche Töten wehrloser Menschen sollte von keiner Gesellschaft gerechtfertigt werden", sagte dazu AI-Generalsekretär Pierre Sane. Den USA insbesondere wirft Amnesty vor, mit ihrem Festhalten an Exekutionen Menschenrechtsforderungen massiv zu ignorieren und darüber hinaus die Todesstrafe "in willkürlicher, ungerechter und rassistischer Weise" anzuwenden. Seit 1990 seien außerdem in den USA zehn Menschen hingerichtet worden, die zur Tatzeit noch Jugendliche waren. In Russland, so AI, seien insgesamt 900 Häftlinge zum Tode verurteilt: Auf die Einlösung des Versprechens der russischen Regierung vom April 1998, die Todesstrafe abzuschaffen, warte man heute noch.

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