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Bestandteile des Apartheidregimes (I): Homelands

Das Fundament für die räumliche Trennung der Rassen war bereits 1923 mit dem "Black Urban Areas Act" gelegt worden. Mit diesem Gesetz installierte man landesweit Passzwang und Zuzugskontrolle als Hauptelemente einer räumlich getrennten Entwicklung und rechtlichen Diskriminierung. Erweitert wurde dieses Gesetz dann 1950 durch den "Group Areas Act", der den vier ethnischen Gruppen unterschiedliche Wohngebiete in den Städten zuwies und es jedem Bürger Südafrikas untersagte, in dem Wohngebiet einer anderen Rasse zu wohnen oder Eigentum zu haben. Der erste Ministerpräsident der Nationalen Partei, der Prediger Malan, bezeichnete das Gesetz über die Gebiete der Gruppen als "Herz der Apartheid".

südafrikanischer Pass In den 50er Jahren wurde der Pass für Südafrikaner zu einem umfangreichen Dokument. Der verhasste Pass, offiziell zweisprachig "reverence book – bewysboek" genannt, wies jedem schwarzen Südafrikaner eine Stammeszugehörigkeit und damit ein Reservat zu, egal wie lose die Verbindungen dorthin waren. Er enthielt die Aufenthaltsgenehmigung, die monatlichen Eintragungen und die Anschrift seiner Arbeitsstelle, Hinweise auf Steuerzahlungen und Angaben über polizeiliche Auflagen. Hunderttausende wurden jährlich zu Haft- und Geldstrafen bzw. zur "Deportation aus dem weißen Gebiet" verurteilt, weil die eine oder andere Eintragung im Pass nicht stimmte oder einmal versäumt wurde, ihn bei sich zu tragen. Einer Studie britischer Apartheidgegner zufolge sind zwischen 1960 und 1967 4,5 Mio. Menschen wegen Vergehen gegen die Rassengesetze verurteilt worden!

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Genaugenommen aber war der Group Areas Act nur die eine Kammer des "Herzens der Apartheid"; die zweite folgte 1959 durch den "Promotion of Black Self-Government Act". Die Schwarzafrikaner sollten von nun an ihre Tradition und ihre politischen Rechte ausschließlich in eigenen Nationen, den sogenannten Homelands, ausleben.

Dazu wies man den Schwarzen etwa 100 Landflecken als Reservate zu: 13% der Staatsfläche für knapp 75% der Bevölkerung! Die Karte verdeutlicht die Verteilung des Staatsgebiets (die Homelands sind dunkelblau gefärbt):

Homelands in Südafrika

[Homelands in Südafrika zur Zeit der Apartheid]

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"Schwarze Flecken" in überwiegend weißen Wohnbezirken wurden kurzerhand für "weiß" erklärt, die Bewohner enteignet. Multirassische Wohngebiete wurden abgerissen, die Bewohner in die Homelands zwangsumgesiedelt. Der Zuzug von Schwarzen in die Städte wurde gesetzlich noch weiter begrenzt: Nur wer länger als zehn Jahre in einem städtischen Gebiet gelebt hatte oder ununterbrochen für mindestens fünfzehn Jahre beim selben Arbeitgeber beschäftigt gewesen war, durfte dort legal seinen Wohnsitz haben. Alle anderen, die surplus people, wie sie genannt wurden, schickte man "heim"; das heißt, sie wurden ohne jegliche Mitsprache oder Konsultation in die Homelands verfrachtet. Wann, wie und wohin das Regime wollte. Insgesamt 3,5 Mio. Menschen wurden über die Jahre auf diese Weise entwurzelt.

Das Ziel der Homeland-Politik war die schrittweise Ausbürgerung der knapp 25 Mio. Schwarzen. In der ersten Entwicklungsstufe verloren durch den "Black Homelands Citizenship Act" 1971 alle Schwarzen ihre südafrikanische Staatsbürgerschaft und wurden Staatsbürger eines der insgesamt zehn von den Weißen geschaffenen Homelands. In der zweiten Entwicklungsstufe – so die Vorstellung der Regierung – würden die Homelands in die Unabhängigkeit entlassen werden, um als selbständige Nationen zu existieren.

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Tatsächlich wurden vier der zehn Homelands im Laufe der Jahre "unabhängige Staaten" mit eigenen Regierungen, von Pretoria finanziert und von niemandem sonst anerkannt. Doch das Konzept der Homelands war aus vielerlei Gründen zum Scheitern verurteilt:

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Die Regierungen in den Homelands waren meist schwarze Eliten, oftmals auch autoritäre Regime, die in der Bevölkerung nur geringe Akzeptanz hatten.

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Die landwirtschaftliche Produktivität reichte nicht aus, um die Versorgung der dort lebenden Bevölkerung zu sichern.

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Die Homelands waren industriell nicht entwickelt. Das führte dazu, dass die arbeitsfähigen Männer als Wanderarbeiter ins weiße Südafrika gingen, dort 11 Monate arbeiteten und einmal im Jahr für vier Wochen bei ihrer Familie waren. Dadurch verkamen die Homelands zu "Lagern", in denen sich fast nur alte Menschen, Frauen und Kinder aufhielten.

[Eine kleine Fotosammlung verschafft Einblicke in das Leben in den Homelands]

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Das folgende Gedicht gibt einen Eindruck vom Leben in den Homelands:

Das Leben der Frauen in den Homelands

Sie wacht jeden Morgen auf
Von dem Bohrgeräusch der Holzkäfer
Oder aufgeschreckt von falschem Alarm.

Die Asche im Herd ist kalt
Und erinnert sie
An die tagtägliche Speisekarte:
Ein Abendessen, das niemand satt macht.

Fremder, weißt Du eigentlich noch,
wie ein hungriger Magen knurrt?

Sie wäscht ihr Gesicht
Mit ein paar Tropfen Spucke

Kannst Du Dir vorstellen, Fremder,
wie ein Körper brennen kann,
wenn es kein Wasser gibt zum Waschen?

[Lindiwe Mabuza]

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[Auf einer gesonderten Seite finden Sie beeindruckende Bilder, die mehr als Worte die Trostlosigkeit der Homelands verdeutlichen. Da es sich um eine Seite mit mehreren Bildern handelt, kann die Ladezeit das normale Maß etwas überschreiten]

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[Weitere Bestandteile des Apartheidregimes: Klassifizierung, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik]

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